Kollaboratives Geschichtenerzählen und Poesie
Freies Erzählen und Erzählen nach Impulsen
(Europäisches-Lese-Netzwerk – Wien)
1. Freies Erzählen
1.1. Ideen (Themen) im Rahmen von Lehrplänen, Unterrichtsprinzipien* oder aktuellen Anlässen
* UP sind fächerübergreifende inhaltliche Schwerpunktsetzungen von gesellschaftspolitischen Anliegen (z.B. Interkulturelle Bildung, Gleichstellung von Mann und Frau, Politische Bildung...)
1.1.1. Schüler sammeln Ideen (Themen) nach der „Brainstorming“-Methode:
- Festgelegter Zeitraum von 10-15 Minuten
- Jeder darf Vorschläge machen
- Jeder Vorschlag wird protokolliert (Flipchard, Tafel...)
- Kritik oder andere Anmerkungen sind nicht erlaubt!!!
1.1.2. 1-2 Bewertungsdurchgänge
- Diskussion der Vorschläge
- 1. Abstimmungsdurchgang
- Diskussion der am besten bewerteten Vorschläge
- Ev. 2. Abstimmungsdurchgang:
Jeder Schüler wählt zwei Vorschläge aus, die ihm am besten gefallen.
Die Auswahl wird durch Punkte protokolliert.
Nur noch ein Vorschlag darf ausgewählt werden.
Die verbleibenden Ideen (Themen) stehen für die darauf folgende Gruppenarbeit zur Verfügung.
2. Erzählen nach vom Lehrer vorgegebenen Themen
2.1. Themen werden der Klasse präsentiert (Flipchard, Tafel...)
Auswahl der Themen wie 1.1.1. und 1.1.2.
3. Erzählen nach verschiedenen Impulsen
z.B. Bilder, Fotos, Comics, Bildgeschichten, Bilderbücher, Texte (Überschriften, Geschichtenanfänge, -schlüsse), Handpuppen, Videoanimationen...
4. Erzählgruppen bilden
4.1. 5-6 Schüler bilden eine Gruppe
Aus dieser Gruppe wird ein Moderator (ev. ein Schriftführer) und ein Aufnahmetechniker gewählt. Der Lehrer protokolliert die Gruppenzusammensetzung und wirkt darauf ein, dass alle Schüler immer wieder die genannten Aufgaben übernehmen.
4.2. Aufzeichnungsart:
- Schriftlich (Tafel, Overheadfolie, PC...)
- Auditiv bzw. visuell (Tonband, Diktaphon, PC mit Mikrophon und Sprachaufzeichnungs-Software, Videokamera, Smartphone...)
4.3. Stories in Gruppenarbeit erarbeiten
4.4. Inhalt (Handlungsverlauf) besprechen
4.5. Story in Sätzen entwickeln; direkte Reden einbauen...
4.6. Vielfältiges Gestalten (Stimme variieren, Einsatz von Geräuschen, von Musik, Sprechrollen wie Erzähler, männliche und weibliche Personen, Tiere...)
5. Präsentation der Geschichte vor den anderen Gruppen
Feedback erhalten und ev. aufgrund des Feedbacks die Aufzeichnung verändern
6. Veröffentlichung der Geschichten
Um die Zahl der Rezipienten der Stories über die Klasse hinaus zu erweitern, empfiehlt es sich, die Stories einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auf diese Weise gewinnen die Arbeiten der Schüler eine weit größere Bedeutung als die einer nur für den Lehrer erbrachten Leistung, der sie in seine Beurteilung einbezieht. Außerdem erweitert sich das Ausmaß an Rückmeldungen – auch aus dem nichtschulischen Bereich. Dadurch wird die Motivation für weitere Projekte gefördert.
Möglichkeiten für Veröffentlichung:
- Schriftliche Produkte
- Mündlich erzählte Produkte
Wandzeitungen, Schulzeitung, Austausch mit anderen Schulen über E-Mail, Anlegen eines Story-book...
Tonaufnahmen anderen Klassen vorspielen, Videos bei Elternabenden, Schulfesten... zeigen, Videos in Videokonferenzen mit anderen Schulklassen austauschen, Videos auf die Webseite der Schule stelle
Referenzen:
- Schwäbisch-Siems
„Anleitung zum Sozialen Lernen...“
Rohwolt TB-Verlag, Reinbeck bei Hamburg 1981 - Chamrad, Grubich u.a.
„Lebendige Sprache 1+2“
Bohmann Verlag, Wien 1989
Anmerkungen zur Evaluationsproblematik
(Edgar Grubich, Europäisches-Lese-Netzwerk – Wien)
Evaluierung im traditionellen Schulbereich läuft etwa so ab:
- 1. Test – misst die Ausgangslage.
- 2. Test – überprüft den Lernzuwachs
- 3. Test – weitere Überprüfung
Unterrichts- bzw. Lernphase
Unterrichts- und Lernphase eventuell verändert
Diese Methode kann in den Bereichen „kollaboratives Artgestaltung/ interkulturelle Online-Pädagogik /kollaboratives Geschichtenerzählen und Poesie“ nicht funktionieren.
Kreative Produkte, die durch gemeinschaftliches Handeln entstehen, sind sehr komplexe „Leistungen“. Sie sind weder „falsch“ noch „richtig“. Man kann beispielsweise Stories einschätzen als mehr oder weniger ausführlich, detailreich, mit direkter Rede versehen...
Das kreative Produkt entsteht durch „Miteinander handeln (kommunizieren)“. Dies geschieht auf zwei Ebenen – der Inhaltsebene und der Beziehungs- bzw. Verhaltensebene.
Das Motto des Projekts „Eurochange“ – Kinder lernen von/mit Kindern – weist bereits deutlich darauf hin, dass die Beziehungs- bzw. Verhaltensebene von großer Bedeutung ist.
Eine Evaluierung könnte daher auf dieser Ebene stattfinden. Z.B.:
1. Individuelle Einschätzung der Schüler mittels Fragebogen (Abb. 1)
- nach dem 1. CIS-Projekt
- nach dem letzten Projekt im Semester/Schuljahr
- Diskussion mit den Schülern
- Ev. Fragebogen mit den Schülern gemeinsam entwerfen/abändern
2. Verhaltensbeobachtung
- Außenstehende führen Strichlisten über
Häufigkeit der Wortmeldungen (Abb. 2)
Interaktionshäufigkeit (Abb. 3)
Abbildung 1. Beispiel eines Fragebogens:
- Ich arbeite gerne in meiner Gruppe.
- Alle haben mir sehr aufmerksam zugehört.
- Alle lassen mich ausreden.
- Ich habe alles verstanden, was gesagt wurde.
- Meine Meinung wurde akzeptiert.
- Ich helfe gerne, wenn jemand etwas nicht versteht.
- Wenn wir uns nicht einig sind, diskutieren wir das miteinander.
- Der Lehrer / die Lehrerin lässt uns alleine in der Gruppe arbeiten.
- Der Lehrer / die Lehrerin hilft uns, wenn wir ihn um Rat fragen.
- Wir sind mit technischer Ausrüstung gut ausgestattet.
- Ich erzähle gerne Geschichten.
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Abbildung 2. Für jüngere Schüler und Schülerinnen können anstelle von Zahlen Smilies verwendet werden: